Astronomische Uhren
Astronomische Uhren sind mechanische Zeitmesser, die ihren Ausgang im Spätmittelalter nahmen. Anders als herkömmliche Uhren können Astronomische Uhren mittels einer zusätzlichen Kalenderscheibe die Lage von Sonne und Mond, die Tierkreiszeichen sowie die Mondphasen abbilden. Neben der Möglichkeit, die zur damaligen Zeit bekannten Bewegungen der Himmelskörper zu veranschaulichen, sollte der Kirchgänger im Angesicht der Astronomischen Uhr auch über den Lauf seines eigenen Lebens und seine eigene Vergänglichkeit nachdenken können. Figurenspiele waren im späten Mittelalter eine bewährte Ausdrucksform, um das menschliche Leben von der Geburt bis zum Tode in einem 24-Stunden-Rhythmus darzustellen.
Farbenvielfalt
Einen sehr guten Eindruck ihrer Formen- und Farbenvielfalt geben die bekannten Hanse-Uhren. Sie wurden ursprünglich als Schmuckstücke in Kirchen aufgestellt und sind zumeist reichhaltig verziert. Die älteste noch im Originalzustand erhaltene Hanse-Uhr ist die aus der Stralsunder Nicolaikirche aus dem Jahre 1394. Sie ist fast unverändert erhalten und seit der Reformationszeit im 16. Jahrhundert stillstehend und stumm, so als wolle sie diese Zeit der Wirren und Veränderungen für die Ewigkeit markieren. Die ungewöhnlichste der Uhren ist die Münsteraner Hanse-Uhr von 1542 aus dem St.-Paulus-Dom, deren Ziffernblatt als einzige nach Süden ausgerichtet ist, und folglich die Zeit entgegen dem Uhrzeigersinn anzeigt. Die Uhr ist eine der letzten erhaltenen und damit bedeutendsten, öffentlichen Monumentaluhren in Deutschland. Sie ist wie im Mittelalter typisch dreigeteilt aufgebaut. Eine Bildtafel wird gefolgt vom Astrolabium, der eigentlichen Uhr mit Planeten- und Mondphasen, und daran schließt das Kalendarium an, welches als ewiger Kalender gestaltet ist.
Zeit und Raum – Astronomische Uhren
Die Ersatzuhr von 1967, die in Lübeck beheimatet ist, zählt zu den jüngeren astronomischen Uhren. Die ursprüngliche Uhr, die aus dem Jahr 1405 stammt, wurde um 1565 ersetzt und während eines Bombenangriffs im Jahr 1942 nahezu vollständig zerstört. Das einzige erhaltene Originalzifferblatt befindet sich heute im St.-Annen-Museum. Die neue Fassade stellt den Zustand der Uhr aus dem 16. Jahrhundert in stark vereinfachter Form dar. Diese Hanse-Uhr verfügt über eine Kalenderscheibe, den Tierkreis, ein Glockenspiel sowie eine Figurengruppe. Ursprünglich zeigte die Kalenderscheibe acht Kurfürsten, die jedoch in der Uhr nach dem Krieg durch acht Vertreter der Völker der Welt ersetzt wurden. Dieses dritte mechanische Kunstwerk wurde vom Lübecker Uhrmachermeister Paul Behrens geschaffen. Er baute die komplizierte Glockenspielmechanik nach und verhalf der Lübecker Hanse-Uhr zwischen 1955 und 1967 zu neuem Leben.
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